Ich weiß nicht so genau, an welchen Tag die Farben in mein Leben zurückgekehrt sind. Sie waren einfach von heute auf morgen wieder da. Scheinbar sehr zum Leidwesen meines Umfeldes. Was habe ich mir alles anhören müssen: Tiraden von Sprichwörtern, Glaubenssätzen und Vorurteilen wurden mir meist offen ins Gesicht geschmettert. Aus heutiger Sicht muss das die Leute damals auch echt angestachelt haben, so ein bunter Vogel zwischen all dem Grau und der Schwere und Schwärze. Dabei ist das damals doch nur ein Hilfeschrei meiner Seele gewesen, um mir ein bisschen Freude und Lebendigkeit ins Leben zurückzuholen. Allzu schwer, leblos, hoffnungslos, leer und dunkel habe ich mich gefühlt. Obwohl das Wort gefühlt nicht zutraf. Was habe ich damals schon von Gefühlen gewusst. Präsent war immer nur der Schmerz über die Ablehnung, die ich empfand. Das ist wie eine zweite Haut für mich gewesen. Schon immer da gewesen und nie in Erwägung gezogen, dass es mal anders sein könnte. Das ich es selbst so empfinden kann, dass ich mich nicht mehr so ablehne, nicht mehr gegen mich und mein Leben kämpfe.
Doch jetzt ist es anders. Die Farben sind auch in mein Innenleben, in meine Gefühlwelt eingezogen, weil ich mir verlorengegangene Anteile zurückerobert habe. Schicht für Schicht habe ich mich meinen Verletzungen und nicht gelebten und wahrgenommenen Gefühlen gestellt. Schritt für Schritt sind u. a. die Gefühle von Leichtigkeit, Lebendigkeit, Nähe, Freiheit, Liebe und Frieden zu mir zurückgekehrt. Weil ich mich und die Verbindung zu mir wieder mehr fühle.